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Schutz der Schweizer Stauseen gegen Fliegerangriffe im Zweiten Weltkrieg

Rückblick auf den Vortrag vom 29. November 2017

Als die Bundesbahnen Flabkanonen und Munition kauften

 Der Verein Schweizer Armeemuseum hat für den letzten Vortrag dieses Jahres ein ganz spezielles Thema ausgegraben: Der Schutz von Stauanlagen im Zweiten Weltkrieg. Das Fazit der Recherchen von Referent Fred Heer ist rückblickend doch bedenklich.

Erst im Mai 1943, nach der spektakulären Bombardierung der Talsperren im Ruhrgebiet durch britische Flugzeuge, wurde in der Schweiz dem Schutz der Stauseen eine grössere Bedeutung zugemessen. Der Referent, Divisionär aD Fred Heer aus Steffisburg, hat diese Operation «CHASTISE» der Briten gegen die deutschen Talsperren und die darauf getroffenen Massnahmen in der Schweiz ausführlich recherchiert. Als Massnahmen für den Schutz dieser wichtigen Infrastruktur – ohne die elektrische Energie der Kraftwerke wären keine Bahnen gefahren und die Industrie stillgestanden – wurde angeordnet, die Staumauern in den Schweizer Alpen mit einem Tarnanstrich zu tarnen, eine Alarmorganisation aufzubauen, Stahlseile gegen angreifende Flugzeuge zu spannen und Kanonen und Maschinengewehre zur Fliegerabwehr anzuschaffen.

Der Druck und erste Massnahmen kamen vor allem von Seiten der SBB (die vier Stauseen in ihrem Besitz hatte) und dem Militäreisenbahndienst. Die Akten zeigen jedoch, dass die Betreiber von der Armee mangels Material und Personal kaum unterstützt werden konnten. Sie sollten demzufolge ihre Anlagen selber schützen. Das führte dazu, dass zum Beispiel die Bundesbahnen ein paar wenige 20 mm-Flab-Kanonen und 10’000 Schuss Munition beschafften. Verschiedene Briefwechsel zeigen deutlich, dass die Bedrohung durch die Wassermassen und den Energiemangel damals kaum hoch eingeschätzt wurde.

Das Fazit von Fred Heer war denn auch ernüchternd: Erst in den letzten Monaten des Aktivdienstes waren Massnahmen wirklich umgesetzt, wobei die vorsorgliche Pegelabsenkung bei keinem der über 20 Stauseen in der Schweiz gemacht wurde und zusätzliche Kanonen ebenfalls nicht beschafft worden waren. Erst nach dem Krieg wurde die Staudamm-Flab in der Armee eingeführt.

Fotos: © Markus Hubacher, Spiez